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Archiv 2007 

Reisebericht der Ukrainefahrt


Gruppe mit dem orthodoxen 
Bischof von Lutsk


Besuch bei der Firma Kromberg & Schubert
eine deutsche Firma in Lutsk

Veränderungen fallen ins Auge
Eindrücke von Siegfried Huss

Bad Salzuflen/Lutsk. Die Veränderungen fallen ins Auge. Es wird tat- kräftig angepackt und gearbeitet. 

Der Aufbruch der jungen Menschen in der Ukraine zu besseren wirtschaft-  lichen und allgemeinen Lebensbedingungen prägt das Bild, das die 36-köp- fige Studiengruppe vom Verein Brückenschlag Ukraine vor Ort erfährt.

Die Gruppe, unter der Leitung des Vereinsvorsitzenden Professor h.c.  Karl- Hermann Krog, war zwölf Tage unterwegs, sieben Tage in der 220.000 Ein- wohner zählenden Stadt Luzk, Region Wolhynien.

„Bisher habe ich aus Erzählungen über das Leben in der Ukraine gehört. Jetzt konnte ich mich durch den persönlichen Aufenthalt überzeugen, dass die strebsame Jugend unterstützt werden sollte bei der Verwirklichung besserer beruflicher Chancen. 

Dies kann am besten durch ein Anbieten von Praktikumsplätzen vermittelt werden. So wie das seit Jahren in Ostwestfalen durch den Verein Brücken- schlag praktiziert wird. 


Damit ist gleichzeitig für diese acht Wochen ein Familienaufenthalt verbunden“, fasst Dr. med. Hel- mut Wrede (68) seine Eindrücke zusammen.

Bereits gute Erfahrungen vor Ort in Herford sammelte der Leiter des Haupt- und Personalamtes der Stadt Herford, Richard Rönn (47): „Mein Ziel war, die Praktikanten der vergangenen sechs Jahre, die in der Stadtverwaltung hospitierten, vor Ort in Luzk wiederzusehen.

Mir war es wichtig, die Familien der jungen Menschen und deren Lebenssituation kennen zulernen und zu vertiefen. Ich bin beeindruckt von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Studierenden, die trotz Prüfungsstress zu Gesprächen und Unternehmungen Zeit fanden“.  

„Wir haben viel gesehen und zahlreiche interessante Gespräche geführt sowie die Freundlichkeit der Menschen erlebt“, fasst Schatzmeister Hans Prüsner (78), seine Eindrücke der jüngsten Reise mit 36 Reiseteilnehmer in die Ukraine zusammen. 

Er sei bereits sieben Mal in Luzk gewesen, erzählt er und bemerkt wie zügig sich die Ukraine entwick- elt. Er habe erstmals in Luzk in einer Pizzeria eine Pizza essen können. Auch das wirtschaftliche Leb- en komme gut voran wie das bei zahlreichen neuen und modernisierten Geschäften und der Gastro- nomie zu beobachten sei, stellt Prüsner fest.

Der Bad Salzufler Horst Garthoff (50) besucht bereits seit dem Jahre 2000 jährlich die Stadt Luzk und ist seither für unseren regelmäßiger Quartiergeber für Studierende der vier Lutsker Universitäten sowie für Musiker, Wissenschaftler, Hochschullehrer und Offizielle des Regierungsbezirkes Wolhynien. 

Ihm sei aufgefallen, dass sich der öffentliche Personennahverkehr seit Jahren vorbildlich entwickelt habe. Zum veralteten städtischen O-Bussystem komme ein dichtes Netzwerk von Sammeltaxis, im Volksmund „Marschroutka“ genannt, hinzu. 

Das vorwiegend privat organisierte Sammeltaxi-System werde in der Zeit zwischen 5 Uhr morgens bis 2 Uhr nach Mitternacht, jeweils nach Bedarf, von der Bevölkerung gut genutzt. Es bediene auch klein- ere Städte der Umgebung. Eine Fahrt koste pauschal 1 Hrivna (15 Eurocent). Das sei zwar doppelt so teuer wie die O-Busse, doch werde es sehr gut angenommen. 

Diese „Marschroutkas“ seien oft gebrauchte Kleinbusse aus Deutschland und versehen in Luzk ihren wichtigen Dienst. Rasant entwickelt sich die Computerisierung in der Ukraine. Nahezu als selbstver- ständlich sei in der Ukraine mittlerweile die Handynutzung und das funktioniere prima, stellt Horst Garthoff bei seinen Beobachtungen fest.

Doch was besonders beeindruckte sei die großartige Gastfreundschaft der Menschen in der Ukraine gewesen, so das Urteil der meisten Reiseteilnehmer.

Erstmals besuchte Christa Hartmann (60) aus Lemgo die ukrainische Stadt Luzk und fasst ihre Ein- drücke mit den Worten zusammen: „Vor der Fahrt konnte ich die Arbeit des Vereins Brückenschlag nicht einschätzen. Jetzt bin ich gerührt von der Begegnung mit den jungen Studierenden in Luzk. 

Die Idee der Vermittlung von Praktikumstellen für rund 20 Studierende in Ostwestfalen-Lippe, jährlich für zwei Monate im Jahr, halte ich für so gut, dass ich das künftig auch mit unterstützen werde. Gerade junge qualifizierte Menschen können die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes voranbringen und so hoffe ich, dass dieser Austausch weiter Früchte trägt“. 

Auch Herbert Friedrich (74) aus Bad Salzuflen, der bereits zweimal zwei Studierende aufgenommen hatte, jetzt erstmals seine früheren Praktikanten besuchte, zieht eine positive Bilanz mit den Wort- en: „Die Reise war gut organisiert, informativ und für mich sehr lehrreich. Die Arbeit des Vereins Brückenschlag ist ein sehr effektiver Beitrag zur Völkerverständigung. Man kommt in ein Land, wo man willkommen ist. Das war für mich schon diese Reise wert“.

Auch Privatinitiativen schließen sich dieser Hilfe an. So kümmert sich Vereinsmitglied Margarete Parziak, seit Jahren um bessere Lebensbedingungen für Kinder in einem Lutsker Kinderheim. Entweder durch mitgebrachte Spenden oder mit zuvor in ihrer Heimatstadt gesammelte Geldbeträge, um beim Besuch die Heimkinder in Lutsk mit dem Kauf von Schuhen oder individuell notwendiger Bekleidung zu unterstützen. 

Vereinsvorsitzender Professor Karl-Hermann Krog würdigt ihre Arbeit als die einer „barmherzigen Sam- ariterin“ und das als positiven Beitrag der Hilfe für Luzk.

Unser Verein unterstützt seit mehr als zehn Jahren in der Ukraine öffentliche Einrichtungen wie Krank- enhäuser, soziale Einrichtungen sowie Schulen und Universitäten mit Hilfsgütern wie vor Kurzem durch dem 91. LKW-Transport mit dringend benötigter Ausrüstung für das Lutsker Krankenhaus. 

Zirka eintausend getragene Brillen brachte Helmut Krampe (79) aus Vlotho dem Präsidenten des Ver- bandes der Invaliden und Veteranen in Luzk, Nicolai Kapitonenko, mit. Diese waren zuvor von  Opti- kern aus Lage gesammelt worden.

Die Reisegruppe teilt sich in diesem Jahr auf. Da ist zunächst die offizielle Delegation. Diese wählt zirka 20 Studierenden für ein 8-wöchiges Praktikum bei Unternehmen in Ostwestfalen aus, die im Herbst für Praktikantenplätze eingeladen werden. 

Daneben sind weitere praktische Hilfeleistungen abzuklären. In den modernen Reisebus mit einge- stiegen sind frühere Gastgeberfamilien für die ausgewählten Lutsker Studierende und Interessierte, die im Verein Brückenschlag künftig aktiv mitmachen wollen.

Insgesamt startet die Fahrt unter besten Rahmenbedingungen. Der starke Regen vom Vortag hat sich verzogen. Wir erleben einen Bilderbuchsonnenaufgang. Zunächst wird das Reisegepäck der fast vollzählig erschienenen 36 Reiseteilnehmer verstaut, ebenso das zusätzlich Gepäck von Hilfsgütern für die von einzelnen Reiseteilnehmern betreuten Institutionen am Zielort. 

Bevor es vom Hof Krog auf die Autobahn geht, werden noch vier Mitreisende am Bad Salzufler Bahn- hof an Bord genommen. Zunächst fährt um Heinrich Niemeier bis zur Autobahnraststätte Helmstedt- Marienborn“. Hier erfolgt der Fahrerwechsel. Denn ist Wilhelm Zwick unser ständiger Begleiter. 

Er erweist sich als umsichtiger Steuermann während der manchmal holprigen Straßenverhältnisse. Zum gut 1.450 Kilometer entfernten Zielort Luzk kommen noch viele Kilometer für Fahrten in der Ukraine hinzu, so dass bei der Rückkehr am Pfingstsonntag rund 4.000 Kilometer auf dem Tacho abgelesen werden

Reiseleiter Karl-Hermann Krog stellt auf der Fahrt die unterschiedlichen Teilnehmer vor. Die Reise- gruppe wird unterwegs vom stellv. Vorsitzenden Manfred Möller und weiterer Mitreisenden, sachkundig über Geschichte und Land und Leute informiert.

Bereits seit 1993 bestehen regelmäßig Kontakte zur Ukraine. Der Verein Brückenschlag Ukraine ent- stand aus einer Initiativ der Arbeitsgruppe Ukraine Bad Salzuflen im Bezirksverband deutscher Sol- daten Detmold

Aus der leidvollen Gegebenheit, des zweiten Weltkrieges, standen sich hier in dem Gebiet der West- Ukraine viele Soldaten verschiedener Nationen „feindlich“ gegenüber. Vom ukrainischen Journalisten Wolodymyr Schewtschuk war zunächst die Errichtung einer Gedenkstätte in Kovel für die im Krieg gefallenen Soldaten angeregt worden. 

Daraus entstand dann schließlich unter Mithilfe unseres Vereins Brückenschlag Ukraine die Gedenk- stätte Kovel. Unter intensiver Mitwirkung ihres Gründungsvorsitzenden, Prof. h.c. Karl-Hermann Krog

Zur Einreise in Polen müssen wir für unseren modernen und klimatisierten Reisebus mit komfortabler Sitzecke hinten erst einmal eine Durchfahrvignetteerwerben. Zusätzlich fällt für jeden Reiseteilnehmer eine Einreisesteuer von 220 Euro an. 

In Polen fahren wir nach kurzer Fahrt über Landstraßen auf einem modern ausgebauten Autobahnab- schnitt der A 4. Dieser wurde aus EU-Mitteln finanziert. Teilweise wird an einzelnen Streckenabschnit- ten noch gearbeitet, wo wir zusätzlich Maut bezahlen müssen.

Abends erreichen wir Krakau. Hier übernachten wir. Am nächsten Tag sehen wir uns die ehemalige Bi- schofsstadt auf dem Schlossberg an. Ebenso die gotische Kirche und weitere kulturelle Schätze. Auf der Fahrt in die Ukraine begleitet uns Bogdahn, ein Student, der für zweieinhalb Jahre an der Fach- hochschule Lippe studierte. Er will jetzt nach Hause zurückkehren. 

Nach ausgiebigem Frühstück führt uns Fremdenführerin Margarete durch die Stadt. Dazu fahren wir auf den Wawelberg, wo ein großer Busparkplatz eingerichtet ist. Unterwegs gibt Sie uns einen Überblick der polnischen Geschichte. 

Sie bezeichnet Krakau als die ehemalige Hauptstadt Polens, bevor später Warschau diese Funktion übernimmt. Als Hauptstadt diente Krakau gut 600 Jahre, im 11. bis 17. Jahrhundert. Die Bedeutung einer Hauptstadt erlangte Krakau durch die mittelalterlichen Handelswege durch die Bodenschätze Bernstein, Salbei und Salz. 

Eine enge Beziehung besteht während dieser Zeit zwischen Krakau und Nürnberg. Daran erinnern noch heute zahlreiche Zeugnisse. Zudem kann sich Krakau als die älteste Hochschule Polens rühmen. Im 2. Weltkrieg blieb Krakau von Kriegsschäden verschont. Das beruhte auf der engen Verbindung zu Nürnberg, dem tiefdeutschen Ursprung Krakaus. 

Heute zählt Krakau rund 800.000 Einwohner. Zudem verfügt die alte ehrwürdige Stadt über 17 Hoch- schulen, 11 städtische und 6 private. Insgesamt prägen 125 Gotteshäuser das Stadtbild, auch viele kleine schmucke Gassen, umgeben von einem Grüngürtel mit reichlich Baumbestand und schönen Gehwegen.

Auf dem „Wawelberg“ werden die historische Kathedrale sowie das dahinter befindliche Königsschloss besucht. Als besonders bedeutsam wird uns in der Kathedrale die „Sigismundglocke“ nahegebracht, die von einem Nürnberger Künstler geschaffen worden ist. Die Glocke soll toll klingen, vermittelt unsere Stadtführerin. Deren Berührung soll Glück bringen.

Ohne Schwierigkeiten erledigen wir die Grenzabfertigung. Diese ist nach üblichen Formalitäten res- pektvoll und freundlich. Am Grenzposten auf ukrainischer Seite erwartet uns bereits unser künftiger Begleiter und Übersetzer, Vereinsmitglied und Freund, Alexander Mitschuk. Er wird später in Luzk vom Vorstand zum Ehrenmitglied ernannt. 

Er begrüßt uns mit einem „Herzlich Willkommen in Wolhynien“ und überreicht uns wenig später ge- meinsam mit zwei jungen Begleiterinnen einen bunt dekorierten Brotlaib mit Salz als typisches Be- grüßungssymbol. Zum Willkommensgruß gehört ein gesanglicher Vortrag eines ukrainischen Volks- liedes. Dann stimmen wir gemeinsam auf Deutsch in das Volkslied „Kein schöner Land“ ein.

So werden wir kulturell wie allgemein auf den Ukrainebesuch eingestimmt. Unser Begleiter informiert uns zunächst allgemein. So beinhaltet der wirtschaftliche Aufschwung die Fertigung von Autozuliefer- teilen für den LADA. 

Das Land kann auf eine gut ausgebildete Arbeiterschicht verweisen. Das sei für ausländische Inves- toren interessant. Zugleich biete diese Entwicklung für junge Menschen gute Chancen für ihre Zukunft aufgrund beruflicher Perspektiven. Die jungen Menschen hoffen, dass der aktuell vorhandene politi- sche Zwiespalt rasch beendet werde. 

Beide Lager sollen nicht kaputtmachen was bislang an Fortschritt erreicht wurde. Der politische Richt- ungsstreit müsse innerhalb der Bevölkerung beendet werden. Zwischen der West- und der Ostukraine gehen sonst Chancen verloren. Lange Zeit waren die Menschen der Hoffnungslosigkeit ausgeliefert.

Die sozialen Systeme befinden sich noch im Aufbau. Was gut voran gekommen ist, sei das Bildungs- wesen. Dieses entwickelte sich von einst 7.000 Studenten auf rund 17.000 Studierende. Gleichzeitig geht damit eine Vielfalt von Studienmöglichkeiten einher. Luzk verfügt über 26 Schulen, mehreren Universitäten und sechs Studentenheimen. 

Beim Blick in die Natur in eine beeindruckende Kastanienblüte zu sehen. Der erste Eindruck vom Stadtbild wird von der Vielzahl an Banken geprägt. Das sind vorwiegend ausländische Institute in Konkurrenz zur staatlichen Sparbank und den Volksbanken. Der Bürgermeister von Luzk, Bogdan Shyba, ist in Bad Salzuflen kein Unbekannter. Er arbeitete dort für einige Zeit in einem Architek- turbüro. 

Die ehemals evangelische Kirche der wolhynien-deutschen Christen von Lutsk ist wegen rückläufiger Gemeindemitglieder von der baptistischen Gemeinde übernommen worden. 

Wir besuchen das weitgehend restaurierte Lutsker Schloss und schauen uns dort interessiert um. Danach schauen wir beim Ort Pawliwka vorbei, das sein 600-jähriges Bestehen feiert. Der Ort liegt zirka 80 Kilometer von Luzk hin zur polnischen Grenze entfernt. 

Bevor wir uns unter die große Festgemeinde mischen besuchen wir das nahe gelegene polnisch-ukrai- nische Mahnmal, das hier zur Versöhnung beider Völker errichtet wurde. Die Teilnahme am Fest ist ein neues Erlebnis. 

Während der offiziellen Reden werden die heimische Kultur sowie die kirchlichen Verschiedenheiten bis hin zu den vorhandenen Flüssen, Wäldern und der Geschichte sowie christliche Gebote zu Liebe und Glaube hervorgehoben, die jedoch durch all die Kriege nie vernichtet werden konnten. 

Beide Dorfpfarrer würdigen daher die Dorfgemeinschaft, Kindergruppen und Musikvereine sowie ein- zelne junge Menschen als „Botschafter“ der Ökumene. Und das vor allem wegen des gemeinsamen Miteinanders, trotz ihrer Unterschiedlichkeiten innerhalb des Ortes, wie uns Alexander Mitschuk über- setzt.

Anschließend fahren wird zum Kloster Symne. Das Kloster entstand um 988 und wurde im Jahre 1001 auf dem örtlichen Berg als Winterhaus errichtet. Bis zum Jahre 1892 galt es als Männerkloster. In der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde es zu einem Frauenkloster. Heute leben hier 40 Frauen, junge wie ältere. 

Während der Zeit der Sowjetunion diente das Kloster für das Abstellen von landwirtschaftlichen Ge- räten für die heimische Landwirtschaft. Inzwischen ist das Kloster weitgehend restauriert worden. Dazu steuerte unser Verein Hilfsgütern bei, Fenster und Türen. Deshalb konnte unser Besuch an einem Sonntagnachmittag erfolgen. 

Bei der Übernahme im Jahre 1991 glich das Kloster einer Ruine und musste von Grund auf restauriert werden. Gut 16 Jahre wurde Wiederaufbau geleistet. Im Jahre 2001 wurde das 1.000-jährige Bestehen im würdigen Rahmen gefeiert, wird uns erzählt.

Ein weiterer Tagesausflug gilt der Stadt Lemberg. Dort leben derzeit rund 555.000 Menschen. Die Stadt galt in der Region über Jahrhunderte als wichtiger Handels- und Verkehrsmittelpunkt. Sehens- werte Kulturdenkmäler prägen das Stadtbild und weisen auf eine interessante kulturelle Geschichte hin, eingeschlossen auch zahlreiche Bildungseinrichtungen.

Besucht wird die Kreisstadt Kovel. Zunächst fahren wir zum Denkmal des patriotischen ukrainischen Dichters Taras Schewtschenko. Er lebte von 1814 bis 1861. Im Jahre 1991 wurde das Denkmal errichtet, auf einem Gelände, das die Stadt Kovel eigens dafür zur Verfügung stellte. 

Im Rathaus von Kovel empfängt uns der kürzlich neu gewählten Bürgermeister Sergej Kosharuk. Ge- meinsam erfolgt am Mahnmal der gefallenen Soldaten aller beteiligten Nationen, Ukrainer – Polen – Russen – Bulgaren – Österreicher und Deutscher, eine Kranzniederlegung. 

Das Mahnmal, das im Jahre 1996 offiziell eingeweiht wurde, ist dem Andenken an die Gefallenen im Krieg und der durch Gewalt in den Lagern des Bezirks Wolhynien Umgekommenen gewidmet. „Wir sind hier heute als Kameraden und Freunde zusammengekommen, um der Verstorbenen zu gedenken und einen Kranz niederzulegen“, sagte Professor Karl-Hermann Krog. Der Preis der heutigen Freundschaften stehe zu den mehr als 50 Millionen Toten in Europa durch den 2.ten Weltkrieg in keinem Verhältnis, fügt er hinzu. 

18 Architekten beteiligten sich an einem Wettbewerb für das Mahnmal. Es soll als Symbol der Ver- ständigung und Versöhnung dienen und zugleich auch eine Mahnung sein. 

Aus einstigen Gegnern seien heute Freunde geworden, betont der ukrainische Veteran Nicolai Kapito- nenko. Er hebt die elf Jahre des Bestehens dieses Mahnmals hervor. Um das Leben der Kriegsveter- anen zu erleichtern und der Verstorbenen würdig zu gedenken, sei es wichtig. 

Kovels Bürgermeister Sergej Kosharuk versichert, dass dieses Mahnmal weiterhin eine große Aufmerk- samkeit erfahre. Wörtlich: „Es wird alles getan, nicht zu vergessen, was in der Vergangenheit auf ukrainischem Boden geschah. Ich hoffe, dass diese Mahnung der Veteranen auch künftigen Genera- tionen weiter gegeben wird“. Kovel wurde während der letzten Krieges zu 96 Prozent zerstört.


Besucht wird das Kloster „Potschaiwer Lavra“. Die Fahrt dorthin gestaltet sich auf holpriger Strecke durchschüttelnd. Das Klost- er gilt in der Ukraine als Zentrum des Glaubens und der Wall- fahrt. 

Durch die Klostergebäude werden wir  von Mönch Matwei ge- führt. Er gewährt uns einen interessanten Einblick in die Klos- tergeschichte. 

Einen interessanten Einblick in eine moderne deutsche Produk- tionsstätte bekommen wir beim Besuch des Autozulieferwerkes für BMW Motorräder und Mercedes Sprinter, bei Kronberg & Schubert. 

Hier werden komplexe „Kabelbäume“ gefertigt. Die Entwicklung der Produkte erfolgte in Deutschland. Nach einer Pilotphase zum Anlernen der benötigten Mitarbeitenden erfolgt jetzt die Produktion am Stadtrand in einem modernen Fertigungswerk.

Gearbeitet wird in drei Schichten pro Tag. Die Mitarbeiterzahl beträgt 1.273 in der direkten Produktion. Indirekt beschäftigt der Betrieb noch rund 300 Schlosser, sonstige Fachkräfte und Angestellte. 

Unter den direkten Mitarbeitenden befinden sich rund 250 In- genieure für die Produktion und Fertigungsbegleitung. In der 


Pilotphase wurde 1995 mit rund 200 Mitarbeitenden begonnen. Das Unternehmen kann in Luzk derzeit  weitere 14 Ingenieure einstellen. 

Ein ganzes „Nest von Mitarbeitenden“, versichern uns Personalleiter Siegfried Fannosch, aus Dorsten und Geschäftsführer Günter Schlüter aus Arnsberg, seien ehemalige Studenten, die über den Verein in Ostwestfalen-Lippe ein Praktika absolvierten. Sie seien mit den Arbeitsbedingungen im Unternehmen sehr zufrieden, wird uns gesagt. 

Das Unternehmen werde gern weitere Mitarbeitende über diese Verbindung einstellen und beschäfti- gen. Die Führung der Betriebsbesichtigung übernimmt Produktionsleiter Andrej Honscharuk, Er selbst war Praktikant in einem Betrieb in Ostwestfalen-Lippe. 

Im Unternehmen sind 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer beschäftigt. Personalleiter Siegfried Fannosch begründet dies damit, dass Männer oft stark dem Wodka zugeneigt seien. Sie seien schon mal zu Arbeitsbeginn angetrunken im Betrieb erschienen, obwohl alle sehr arbeitswillig und fleißig seien. 

Daher werden Frauen bevorzugt, auch wenn sich gelegentlich Ausfälle durch Schwangerschaften er- geben. Im Krankheitsfall werden die Beschäftigten für fünf Tage weiter bezahlt, dann springt die Krankenversicherung ein. 

Das Monatseinkommen der meist jungen Mitarbeitenden beträgt zwischen 850 und 900 Hryvnia, der Wechselkurs beträgt aktuell 1 Euro zu 6,73 Hryvnia (sprich Griffna). Ingenieure werden entsprechend höher entlohnt. Einen Bonus erhalten die Mitarbeitenden bei pünktlichem Arbeitsbeginn, ebenso für eine Tagesproduktion von 0 Fehlern. 

Ein Kabelbaum ist in spätestens 3 Stunden fertig. Alle 8 Minuten verlässt ein fertiger Kabelbaum das Produktionsband einer Fertigungslinie. Verarbeitet werden pro Kabelbaum zwischen 6 und 8 Kilometer Kabel, je nach Ausstattung bei 450 bis 600 Kabel für einen Motorradkabelbaum, oder 800 bis 900 Kabel für einen Fahrzeugkabelbaum. 

„Jeder Kabelbaum“ sei ein Unikat, versichert Geschäftsführer Günter Schüler. Kabelbäume werden nach Kundenwunsch entsprechend der Ausrüstungsauswahl beim Fahrzeugkauf gefertigt. Das Gewicht eines Kabelbaumes beträgt durchschnittlich 18 und 21 Kilogramm. Derzeit sind im Werk Luzk zwei Produktionslinien im Betrieb. 

Eine dritte Fertigungslinie wird derzeit von Deutschland nach Luzk verlegt. Der Ausbau des Werkes steht bevor. Dem Einrichten weiterer Arbeitsplätze steht bei entsprechenden Ausschreibungserfolgen weiterer Fahrzeugserien nichts im Wege, da das Gelände  ausbaufähig sei, erzählt Personalleiter Siegfried Fannosch. 

Pikant allerdings sei, dass in der Stadt Luzk Gerüchte verbreitet werden, um das Unternehmen in Misskredit zu bringen. Es werde behauptet: Im Betrieb herrschen unzumutbare Zustände, die Mitar- beiter können dort nur mit Gasmaske arbeiten, alles sei verdreckt, es würden giftige Gase freigesetzt. 

Unklar ist, von woher die Gerüchte gestreut werden, da das Unternehmen für die Stadt mittelfristig mehr als 3.000 Arbeitsplätze anbietet. Vielleicht ist das auf ehemalige Mitarbeiter zurückzuführen, die dem Wodka zu sehr zugeneigt waren.

Professor Karl-Hermann Krog wird an einem Abend zu einer Fernsehdiskussion des Lokalsenders ge- beten. Thematisiert werde der Studentenaustausch mit Vertretern der Universitäten, wobei Alexander Mitschuk als Simultan-Dolmetscher fungiert. 

Professor Krog war allerdings erstaunt darüber, dass Korruption im Mittelpunkt der Fragestellung stand. Dies sei kein Thema, wenn es um die Vergabe von Studienplätzen und Studienmöglichkeiten gehe. Ebenso, ob Geld und Beziehungen für Studierwilligen von Vorteil seien. 

Ihn überraschte, dass dieses Thema im Fernsehen diskutiert werde. Bei der parallel durchgeführten Telefonbefragung haben Korruption 75 Prozent der Befragten bejaht, lediglich 25 Prozent hätten das Vorhandensein von Korruption und Beziehungen verneint. 

Also sei das schon ein Thema, stellt der stellv.Vorsitzende Manfred Möller fest und wünscht sich, dass dies weiter öffentlich angesprochen werde, um somit durch öffentlichen Druck Missstände zu ändern.

Eine Besichtigung der „Wolhynien Hochschule für Wirtschaft und Management Lutsk“ gehört ebenso zum Programm. So wir werden empfangen von Institutsdirektor Oleksandr Staschenko. Die Über- setzung übernimmt Deutschlehrerin Polypiuk Halyna Pavlivno. 

Im Institut sind rund 1.500 Studenten eingeschrieben, davon studieren 500 direkt im Institut. 1.000 Studierende nehmen per Fernstudium am Studium teil. Unterrichtet werden die Studierenden von den besten verfügbaren Lehrkräften der Region. So arbeiten alle Professoren für Ökonomie der staatlich- en Hochschule, auch an der privaten Hochschule.

Der Personalchef der Stadtverwaltung Herford, Richard Rönn, bestätigt, dass die bei ihm hospitieren- den Studierenden stets gut vorbereitet zum Dienst gekommen seien. Er sieht darin eine gute Basis einer positiven Praktikumerfahrung. 

Bei der Auswahl der nächsten Praktikanten habe er zwei der insgesamt drei Studierenden, die sich von der Hochschule für Wirtschaft beworben haben, bereits verbindlich eingeplant. Als Dank für die bislang gute Zusammenarbeit überreichte Richard Rönn der Deutschlehrerin das „Herforder Kochbuch“, das von Herforder Unternehmern gesponsert und herausgegeben wurde.

Als Ehrenprofessor des Institutes hebt Karl-Hermann Krog hervor, dass es dem Verein am Herzen lie- ge, dass die Jugend in der Ukraine ihr Land tatkräftig aufbaue. Dieses wolle der Verein besonders pflegen. Die jungen Menschen sollen eine Chance haben, durch die Praktika erworbenes Wissen mitzunehmen. 

Bislang haben seit dem Jahre 2000 rund 180 Studierende an der Studentenfortbildung teilgenommen. Mehr als 30 Studierende waren von der privaten Hochschule für Wirtschaft und Management dabei. Krog lobt die dafür erwiesene Dankbarkeit, die ihm seitens des Direktors, Oleksandr Staschenko, entgegengebracht worden sei. 

Krog: „Wissen ist das Kapital was die Studierenden brauchen, nicht Geld allein!“ Der Hochschule macht er Mut, weiter Wissen zu vermitteln. Es sei auch wichtig, fleißig deutsch zu lernen für künftig Herausforderungen. Es gelte daher, die Chance zu nutzen, neben Wissen auch Kultur, soziales Leben in der Familie in Deutschland persönlich zu erleben. 

Als einen langjährigen Botschafter der Sprache würdigt Krog die Verdienste von Dolmetscher Alex- ander Mitschuk. Er stehe seit zwölf Jahren pflichtbewußt zum Verein Brückenschlag. Krog ernannte ihn dann zum Ehrenmitglied, dank seines unermödlichen patriotischen Einsatzes.

Hochschulleiter Professor Oleksandr Staschenko schätzt ebenfalls die Arbeit des Vereins und wünscht sich für die weitere Zukunft der Ukraine eine vermittelnde Tätigkeit in Personalführung und Manage- ment und anderer Bereiche. Er lobt die Arbeit des Vereins, da alles so professionell organisiert werde.

Zur Hochschule selbst sagte er, dass die Arbeit 1994 nach dem Zerfall der Sowjetunion begonnen ha- be. Es galt Impulse nichtstaatliche Bildungseinrichtungen zu entwickeln, die dem Arbeitsmarkt in Wolhynien untergeordnet seien. Derzeit gebe es jetzt vier Richtungen von Studienangebote: Betriebs- wirtschaft, Unternehmensmanagement, Buchführung und außenwirtschaftliche Tätigkeit. 

Hierzu werden staatlich anerkannte Diplome vergeben. Doch wie sieht die Hochschulfinanzierung in der Ukraine aus? Die staatlichen Hochschulen erhalten zu 40 Prozent öffentliche Förderung und 60 Prozent sind von den Studierenden selbst aufzubringen. Die private Hochschule für Wirtschaft und Management müsse sich selbst finanzieren. 

Das geschieht zunächst über den Arbeitsmarkt. Ebenso durch enge Beziehungen zu Arbeitgeber für erbrachte Dienstleistungen. Die Hochschule sei zugleich als Aktiengesellschaft organisiert. Die Studiengebühr betrage pro Jahr für den Studierenden 3.700 Hrivna, ca. 500 Euro. Davon gehen 60 Prozent an die Lehrenden. 

Aktienbeteiligungen werden zu jeweils 800.000 Hrivna ausgegeben. Es werden auch Stipendien ver- geben, jedoch nur für die begabtesten Studenten. Außerdem gibt es 30 Prozent Rabatt bei Ein-Eltern- familien, oder 50 Prozent Rabatt für Studierende ohne Eltern. 

In den Genuss dieser sozialen Komponente kommen lediglich drei Prozent der eingeschriebenen Studierenden. Im Gespräch wird deutlich, dass an staatlichen Hochschulen die soziale Komponente wenig geachtet werde. Dagegen haben private Hochschulen für besonders Begabte stets „ein offenes Ohr“ wie Direktor Staschenko betont,

Überraschend zum Abschied finden sich der Gouverneur der Provinz Wolynien, Anatoly Hrytsyuk und Hochschulleiter Staschenko, von der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Management Luzk, ein.

 

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Translator

Stand: 31.01.15

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